Drei Tage Berlin, das hört sich nach „Work-Life- Balance“ an, zumal wenn der Termin noch im „Wonnemonat Mai“ liegt! Doch für die vier Klassen der E-Phase stand der politisch-historische Bildungsgehalt im Vordergrund. Zwei Klassen waren für einen Tag, die anderen beiden Klassen für drei Tage auf einer politischen Exkursion in Berlin.
Das Ziel dieser Jahrgangsfahrt war, die politischen Institutionen vor Ort kennenzulernen und so eine Wertschätzung unseres politischen Systems zu vermitteln. Zwei Klassen genossen zudem das Privileg, Berlin drei Tage lang nicht nur politisch sondern auch noch historisch zu erkunden: Von der Begegnung mit Matthias Miersch, unseren Direktkandidaten im Bundestag, bis hin zum Miterleben einer Bundestagsdebatte und der Konfrontation mit dem Unrechtsstaat der DDR. Im Plenarsaal des Bundestages konnten die Schülerinnen und Schüler miterleben, wie Henning Otte als neuer Wehrbeauftragter vom Bundestag gewählt wurde. Dies ist nun gewiss nicht die ganz „große Politik“, aber alle „Großen der Politik“ konnten dabei hautnah erlebt werden, da zur Abstimmung alle Abgeordneten im Plenum waren – kurzum, es war „Politik zum Anfassen“. So gewannen die SuS einen unmittelbaren Einblick in die Debattenkultur, von Zwischenrufen bis hin zu Ordnungsrufen – es war eine parlamentarische Lehrstunde vor Ort.
Das dort gesehene politische Leben konnten die SuS dann im Deutschen Dom in einem parlamentarischen Planspiel selbst anwenden – wobei der Sitzungssaal des Bundestages dort en miniature nachgebaut ist. Unter Anleitung von Herrn Dr. Jaeger, der uns dankenswerterweise von der GSP (Gesellschaft für Sicherheit und Politik) vermittelt worden war, fand eine lebhafte Debatte statt, bei der sich die SuS bei den Abgeordneten des Bundestages so manches angeschaut hatten. Es ging bei deren Debattenplanspiel um die Führerscheinnachprüfung für Senioren, wobei der Antrag abgelehnt wurde. Wir Älteren sagen Danke!
Neben der praktischen Erprobung parlamentarischen Lebens war noch ein Besuch in Hohenschönhausen, dem ehemaligen Stasigefängnis, auf dem Programm. Dieser Besuch mit einer Führung von ehemals dort Inhaftierten ging unter die Haut. Dort war unmittelbar spürbar, was es heißt, in einem Unrechtsstaat leben zu müssen, in dem die freie Rede, geschweige denn gelebter Parlamentarismus, unmöglich war. Von daher war dieser historische Kontrast wichtig, um den Blick zu schärfen und uns klarzumachen, dass die Demokratie „nicht einfach vom Himmel gefallen“ ist, sondern durch Mut erkämpft worden ist.
Unsere zukünftige Aufgabe wird es deshalb sein müssen, die Demokratie wertzuschätzen und zu verteidigen! Insgesamt war es eine gelungene politische Exkursion, die bei allen Beteiligten noch lange nachklingen dürfte!
Artikel von Wilhelm Paetzmann, Fotos von Andrea Grätz
