
Wenn es einem zu gut geht, vergisst man leicht die Voraussetzungen, die dieses „Wohlsein“ überhaupt erst ermöglicht haben!
Dieses banal klingende Motto scheint auf den ersten Blick auf den Europagedanken zuzutreffen. Die AES ist Europaschule und sie trägt dieses Label voller Stolz. Wir als Schulgemeinschaft fühlen uns dem Europagedanken verpflichtet, wollen ihn stärken und die Segnungen, die Europa, d.h. konkret die EU, uns gebracht haben, erklären.
Auch wenn es heute leicht ist, die EU als bevormundend, überbürokratisch und ineffizient zu kritisieren, muss man sich klarmachen, was wir der EU verdanken. (Selbst die Briten erkennen allmählich, dass der Brexit töricht war.) Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Europa die Bundesrepublik wieder als gleichberechtigt aufgenommen. Das war nach den im deutschen Namen begangenen Verbrechen nicht selbstverständlich. Das nun folgende „Wirtschaftswunder“ verdankt sich auch dem zollfreien Export in die Nachbarländer. Aber nicht nur wirtschaftliche Aspekte wären hier zu nennen. Das konkrete Leben aller in der EU lebenden Menschen erfuhr eine elementare Erleichterung: Wer weiß denn noch davon, was es hieß, ein Visum, eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen oder eine Grenzkontrolle über sich ergehen lassen zu müssen. Da muss man in der Tat schon ein paar Jahre älter sein:
Diese längst vergangenen Zeiten haben Ernesto Nebot-Pomar und Andreas Listing vor dem gesamten Jahrgang 9 der AES wieder aufkommen lassen und so den SuS anhand von Dokumenten und Ausweispapieren verdeutlicht, was es hieß, in sich abschottenden Nationalstaaten zu leben:
Ernesto Nebot-Pomar, 1954 in Spanien geboren und als „Gastarbeiterkind“ hier groß geworden, mittlerweile Stellvertretender Bürgermeister in Laatzen und Regionsabgeordneter, visualisierte über Familienpapiere, wie argwöhnisch und bürokratisch europäische Bürger hier bei uns ehemals behandelt wurden. Es wäre damals unvorstellbar gewesen, dass ein in Spanien Geborener ein politisches Amt hätte übernehmen können. Heute nimmt er die Funktion des EU-Botschafters der Region Hannover wahr.
Andreas Listing, Leiter der Stabsstelle für EU-Angelegenheiten bei der Region Hannover stellte uns auch seinen biografischen Werdegang vor. Ursprünglich wollte er nur für 1 Semester in Frankreich studieren, blieb dann jedoch dort und schloss sein Politikstudium mit einem französischen Diplom ab, das dank der EU-Regelungen in allen Staaten der EU anerkannt ist. Was damals eine Besonderheit war, ist heute für alle Bürger in Europa möglich. Bei ihrer Ausbildung in anderen EU-Staaten werden sie dabei mitunter noch gefördert.
Genau diese Weltgewandtheit und Offenheit wollen wir an der AES fördern. Formal gehören dazu die Erleichterungen, Grenzen zu überschreiten aber auch die Bereitschaft, über „den Tellerrand“ zu schauen. Vorurteile gegenüber anderen EU-Bürgern verschwinden dann ganz von selbst. Die AES fördert diese Haltung schon seit langem durch die vielfältigen Schüleraustauschfahrten nach Frankreich, Spanien und Polen. All das ist Ausdruck des Europagedankens und wir sind überzeugt, dass, wenn die Europaflagge vor der Schule am Fahnenmast flattert, bei den meisten von uns Identifikationsgefühle mit Europa aufkommen.
Artikel von Wilhelm Paetzmann, Fotos von Loreen Waller